Kapitel 1

Kapitel 1

Teil 1 – Ankunft im Moor

Der Van kämpfte sich über den schmalen Schotterweg wie ein alter Gaul, der seinen Stall riecht.

Die Reifen schlugen Rillen in den Matsch, der Nebel hing tief über dem Land, als hätte das Moor selbst beschlossen, sich und seine Geheimnisse zu verbergen.

Drinnen: Wärme, Stimmen, der Geruch von Kaffee aus der Thermoskanne und alten Wanderschuhen.

„Willkommen in Mordor“, murmelte Alex, der mit verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz hockte und stoisch aus dem Fenster blickte.

„Wenigstens ohne Orks. Hoffe ich“, sagte Michel von hinten. „Obwohl… bei dem Haus bin ich mir nicht sicher.“

„Das ist kein Haus“, konterte Patrick vom Steuer. „Das ist eine Geschichte mit Dach.“

Der Van rollte aus. Die Bremsen quietschten kurz, dann war es still.

Die Tür wurde aufgerissen – und Erik stieg aus.

Barfuß in Sneakern, mit einer Jacke, die mit Farbklecksen übersät war, und einem leichten Glitzern im Blick, das nur er mit sich herumtrug.

„Ahh! C’est magnifique!“, rief er, breit grinsend. „Ich liebe es. Das ist kein Wetter – das ist ein Gemütszustand!“

„Depression also“, murmelte Michael, der ihm folgte und dabei seine Kamera justierte. „Feuchte Melancholie bei fünf Grad – das ist dein Element, Loco.“

„Ich nenne es Atmosphäre.“

„Ich nenne es Grund für Rückenschmerzen“, sagte Marius und stieg mit dem letzten Schluck Espresso aus dem Wagen. Der Präsident. Immer vorbereitet. Immer etwas zu tun. Selbst im Nirgendwo.

Sein Blick wanderte zum Haus. Einmal rauf, runter, bewertend.

„Zehn Fenster. Zwei offen. Schornstein intakt. Perfekt.“

Neben ihm stand Volli – El Vicepresidente –, die Mütze tief im Gesicht, das Klemmbrett unter dem Arm.

„Ich schau später nach dem Warmwasser. Und dem Notausgang.“

„Natürlich“, sagte Marius und nickte knapp. „Mach das.“

Akin kam als Letzter aus dem Wagen.

Schmal, aufrecht, ruhig.

Er blieb einen Moment stehen, die Hände in den Taschen. Der Blick ging ins Nebelgrau, als würde er dort etwas suchen, das nur er sehen konnte.

„Schön hier“, sagte er dann.

Ein einfaches Wort. Aber aus seinem Mund bedeutete es mehr.

Das Haus war alt.

Schief.

Verwachsen mit seiner Umgebung.

Moos auf dem Dach, die Fenster blind vor Staub. Der Eingangsbereich ein kleiner Vorbau, der aussah, als hätte er zu viel gesehen und beschlossen, einfach stehen zu bleiben.

Patrick trat als Erster vor.

Drehte den Schlüssel, drückte die Tür auf.

Sie knarrte. Laut.

Ein Geräusch wie ein Räuspern aus einer anderen Zeit.

Drinnen roch es nach Holz, nach alten Teppichen, nach vergessenen Sommern.

Die Luft war kühl, aber nicht feindlich.

„Ich nenn’s Charakter“, sagte Erik und trat durch den Flur, als würde er ein Theater betreten.

„Ich nenn’s Heizölklasse F“, murmelte Michel.

Die anderen folgten.

Taschen, Rucksäcke, Jacken, Stimmen.

Das Haus nahm sie auf – langsam, vorsichtig, als müsste es sich erst erinnern, wie das geht.

Die Küche war groß.

Ein langer Tisch in der Mitte, abgewetzte Stühle, ein Gasherd mit Messingknöpfen.

Das Fenster zum Moor war beschlagen, dahinter nichts als Weiß.

Aber sie wussten, dass es da war.

Der See. Der Torf. Die Stille.

Das Wohnzimmer war eine Sammlung aus Fundstücken:

Ein Ledersofa mit einem zerschlissenen Kissen.

Ein Plattenspieler, der aussah, als hätte er die Beatles live miterlebt.

Ein Klavier in der Ecke – schief gestimmt, aber stolz.

Alex streifte mit den Fingern über die Tasten.

Ein einziger Ton.

Tief.

Verhallend.

„So klingt’s also, wenn das Haus spricht“, sagte er leise.

Ich stand da.

Wie immer.

Golden, mit leicht geöffnetem Maul.

Erik hatte mich auf den Fenstersims in der Küche gestellt.

Dorthin, wo das Licht am weichsten fiel.

„Kroko hat wieder ihre Bühne“, hatte er gesagt.

Und ich spürte es.

Dieses Jahr war anders.

Die Stimmen. Die Blicke.

Da war etwas zwischen ihnen.

Unausgesprochen.

Verschwiegen vielleicht – aber nicht vergessen.

Die Zimmer waren schnell verteilt.

Alex wollte oben rechts – „da ist’s am ruhigsten“.

Michael ging unters Dach – „wegen der Aussicht“.

Akin nahm das Zimmer neben der Bibliothek.

Patrick blieb im Erdgeschoss – „wegen des Fluchtwegs“.

Michel quartierte sich in Küchennähe ein.

Marius wählte den Raum mit Blick auf den Vorplatz.

Und Volli den gegenüber.

Natürlich. Wie immer.

Sie lachten, während sie die Betten bezogen, Koffer auspackten, erste Gänge durch das Haus machten.

Erik fand einen alten Koffer im Abstellraum. Leer, aber abgeschlossen.

Michael notierte sich die Initialen darauf.

„Alles wie immer“, sagte Marius später, als sie sich um den Küchentisch versammelten.

„Fast“, sagte Akin.

Und ich wusste:

Er hatte recht.

Teil 2 – Rotwein und Schatten

Das Feuer im Kamin knisterte, als hätte es sich vorgenommen, jeden einzelnen von ihnen wieder weich zu kochen.

Die Hitze zog langsam durch die Wände, ließ den alten Holzboden knarzen, als würde auch er sich recken nach Wärme.

Der lange Tisch war gedeckt, soweit man das in dieser Crew so nennen konnte:

Ein paar Teller, zwei Sorten Nudeln, eine Soße aus dem Glas, Baguette, Butter.

Dazu: drei Flaschen Rotwein – zwei geöffnet, eine skeptisch beäugt.

Michel schenkte ein, mit der Eleganz eines Sommeliers auf Abwegen.

„Ich habe diesen Wein aus einem Späti in Göttingen. Der Verkäufer trug einen Poncho. Ich vertraue ihm.“

„Weil du Ponchos magst oder weil du den Preis mochtest?“, fragte Alex und rieb sich die Hände.

„Weil er mir einen Korkenzieher geschenkt hat.“

„Dann ist es echte Liebe“, murmelte Michael.

Erik stieß an – mit allen. Einzeln. Mit Augenkontakt.

„Auf das Moor“, sagte er.

„Auf Kroko“, ergänzte Volli.

„Auf uns“, sagte Marius – fast leise.

Sie tranken.

Der Wein war trocken.

Die Stimmung war weich.

Die Gespräche plätscherten zuerst.

Ein paar Geschichten von unterwegs, ein paar Witze aus alten Tagen.

Anekdoten, die sie sich jedes Jahr erzählten, als wären sie neu –

und irgendwie waren sie es auch.

„Wisst ihr noch, 2015?“, sagte Akin irgendwann.

„Die Farm. Das Krokodil mit der Narbe auf der Schnauze?“

„Das war ich“, warf Erik ein.

„Ich hab die Narbe. Das Krokodil hatte Charisma.“

„Du hattest Tränen in den Augen“, grinste Michel.

„Weil ich verstanden hab, was Loyalität bedeutet“, sagte Erik.

„Ein Tier, das dich anschaut, als wüsste es alles, aber sagt nichts – das war… bewegend.“

„Du hast am nächsten Tag einen Gürtel weggeworfen“, erinnerte sich Alex.

„Aus Krokodilleder“, sagte Akin.

„Und ‘ne Woche später haben wir den Verein gegründet“, murmelte Volli.

Stille.

Kurze, ehrliche Stille.

Dann nahm Patrick das Brot, schnitt eine Scheibe ab.

„Ich hab damals gedacht: die spinnen. Aber ich hab’s gern beobachtet.“

„Und jetzt?“, fragte Michael.

„Jetzt spinne ich mit“, sagte Patrick. Und biss ab.

Marius hatte sich zurückgelehnt, das Glas in der Hand, die Stirn leicht gerunzelt.

Er sah aus wie jemand, der viel denkt und wenig sagt – und wenn, dann lieber mit Wirkung.

„Was ist?“, fragte Erik.

„Ich dachte nur“, sagte Marius, „ob es Zufall war, dass wir dieses Haus genommen haben. Diesen Ort.“

„Ich dachte, du hast es ausgesucht?“, meinte Volli.

„Ja. Aber vielleicht hat das Haus uns ausgesucht.“

Alex schnaubte.

„Okay. Jetzt geht’s los.“

„Ich mein’s ernst“, sagte Marius. „Kennt ihr das Gefühl, wenn man irgendwo ankommt und alles in einem denkt: Irgendwas fehlt?“

„Ein besserer Wein vielleicht“, murmelte Michel.

„Nicht etwas“, sagte Marius. „Jemand.“

Sie sahen sich an.

Kurz.

Abwartend.

Michael legte die Gabel hin.

„Ich hab vorhin gedacht, wir wären zu neunt.“

„Weil du dich verzählt hast?“, fragte Patrick.

„Weil ich’s gefühlt hab“, sagte Michael.

Akin nahm einen Schluck, schloss die Augen, als wollte er die Antwort darin finden.

„Vielleicht ist es auch nur der Nebel“, sagte er.

„Der macht aus allem mehr.“

„Oder weniger“, fügte Alex hinzu.

Das Gespräch wechselte.

Zurück zu leichterem Stoff.

Zu einem Video, das Erik vorbereitet hatte – der neue Vereinskanal, erste Entwürfe.

Sie lachten wieder.

Sie schauten aufs Display.

Sie waren wieder acht.

Aber das Gefühl blieb.

Ganz hinten.

Wie ein Gedanke, der sich noch nicht traut, laut zu werden.

Als sie abräumten, ging Michel in die Speisekammer.

Er blieb länger weg, als nötig gewesen wäre.

Als er zurückkam, sah er kurz zu mir –

und ich sah, dass seine Hände leicht zitterten.

„Alles gut?“, fragte Volli.

„Klar“, sagte Michel.

Und lächelte.

Zu schnell.

Später saßen sie noch vor dem Kamin.

Erik erzählte von einer App, mit der man Pflanzen anschreien kann, damit sie wachsen.

Alex erfand ein Sprichwort:

„Wenn der Torf spricht, soll der Mensch schweigen.“

Michael notierte es.

Akin legte Holz nach.

Marius schwieg.

Volli ordnete die Gläser.

Patrick saß mit geschlossenen Augen und dachte über Türschlösser nach.

Und ich?

Ich saß da.

Still.

Glänzend.

Wach.

Etwas war in Bewegung.

Etwas Kleines.

Noch kaum sichtbar.

Aber es würde wachsen.

Teil 3 – Die Nacht

Der Nebel hatte sich wie ein schwerer Vorhang um das Haus gelegt.

Kein Wind, keine Sterne. Nur Dichte.

Eine Lautlosigkeit, die nicht leer war, sondern voll – voll mit allem, was man nicht hören wollte.

Im Kamin glommen letzte Funken.

Die Männer hatten sich auf ihre Zimmer verteilt.

Noch ein Witz im Flur. Eine Tür, die leise schloss. Schritte auf Holz. Dann: Ruhe.

Erik lag wach.

Nicht unruhig, aber offen.

Die Decke nur halb über sich, die Hände hinter dem Kopf, die Augen auf das dunkle Balkenwerk über ihm gerichtet.

Er hörte das Haus.

Wie es atmete.

Wie es arbeitete.

Wie es wartete.

Ein leises Knacken.

Ein Ziehen.

Ein Schritt.

Er setzte sich auf.

Noch einer.

Leise. Barfuß.

Erik stand auf, trat barfuß in den Flur.

In einem anderen Zimmer murmelte Michael etwas im Schlaf.

Drei Worte, die keiner verstand.

Dann drehte er sich auf die Seite.

Seine Kamera lag auf dem Nachttisch, wie ein schlafendes Auge.

Akin lag mit geschlossenen Augen.

Aber wach.

Er spürte die Dunkelheit wie eine Präsenz – nicht bedrohlich, aber fordernd.

Er blieb still.

Ein Gebet in der Brust, ungesprochen.

Patrick schlief tief.

Sein Atem gleichmäßig, sein Körper schwer, als hätte er sich bewusst der Nacht überlassen.

Volli lag auf dem Rücken, die Hände auf der Brust.

Ordentlich. Wie immer.

Aber seine Stirn war gerunzelt.

Als würde er etwas zählen.

Oder jemanden.

Michel war nicht im Bett.

Nicht im Zimmer.

Nicht im Haus.

Sein Bett war gemacht.

Sein Kissen lag glatt.

Seine Schuhe standen ordentlich neben dem Stuhl.

Sein Handy lag auf dem Nachttisch.

Die Jacke hing an der Tür.

Und keiner wusste es.

Noch nicht.

Der Morgen kam nicht.

Er kroch.

Zögerndes Licht, das durch Nebel drückte wie durch Milchglas.

Die Küche war kalt.

Der Tisch leer.

Kaffee wurde gemacht.

Langsam. Wortlos.

Erik kam als Erster.

Dann Akin.

Dann Patrick.

„Habt ihr gut geschlafen?“, fragte Erik.

„Kommt drauf an, wie man ‚gut‘ definiert“, sagte Akin.

Patrick schüttelte den Kopf.

„Ich hab was gehört. Drei Uhr. Schritte. Leise.“

„Ich auch“, sagte Erik.

„Barfuß“, flüsterte Akin.

Sie sahen sich an.

Und wussten, dass sie dasselbe meinten.

Volli kam in die Küche, schob sich ein Glas Wasser ein.

„Wo ist Michel?“, fragte er.

Stille.

„Er war doch in dem kleinen Zimmer neben der Küche, oder?“, fragte Patrick.

„War. Vielleicht ist er draußen?“

„Ohne Schuhe? Ohne Jacke?“, fragte Erik.

„Und ohne Kaffee?“, fügte Akin hinzu.

Dann lachten sie. Kurz.

Aber es war kein gutes Lachen.

Michael kam hinzu.

Dann Alex.

Dann Marius.

„Irgendwas ist komisch“, sagte Alex.

„Ich hab das Gefühl, wir sind nicht vollständig.“

„Sind wir auch nicht“, sagte Erik.

„Michel?“, fragte Marius.

„Nicht im Zimmer“, sagte Patrick.

„Nicht draußen“, sagte Akin.

„Nicht im Haus“, sagte Erik.

Stille.

Sie durchsuchten alles.

Flur. Zimmer. Schuppen.

Der Bootssteg. Das Ufer.

Der Keller.

Nichts.

Kein Zettel.

Keine Spur.

Keine Fußabdrücke.

Als wäre er nie da gewesen.

Sie trafen sich wieder in der Küche.

Jeder mit einem anderen Ausdruck im Gesicht.

Ratlosigkeit. Sorge. Ärger.

Und etwas, das langsam aus der Tiefe kam:

eine Ahnung.

„Ich finde das nicht witzig“, sagte Volli.

„Er hätte etwas gesagt.“

„Vielleicht hat er’s getan“, meinte Michael.

„Nur wir haben nicht zugehört.“

Akin stand am Fenster.

Der Nebel war dichter geworden.

Er presste die Hand an die Scheibe.

„Es fühlt sich an, als würde etwas warten.“

„Oder als wäre etwas schon da“, sagte Erik.

Ich saß auf dem Fenstersims.

Still.

Golden.

Wach.

Und ich wusste:

Jetzt war es passiert.

Das erste Stück war verrückt worden.

Das Spiel hatte begonnen.

Teil 4 – Die Leerstelle

Das Haus war erfüllt von einer anderen Stille.

Nicht der morgendlichen Ruhe.

Nicht der Müdigkeit nach einem langen Abend.

Sondern der Sorte Stille, in der alle anfangen, zu denken –

und keiner sich traut, zu sprechen.

Sie saßen am Küchentisch, die Tassen leer, die Blicke schwer.

Das Haus knarzte.

Draußen: Nebel.

Drinnen: Fragezeichen.

„Also gut“, sagte Marius. „Wir denken es alle. Dann sagen wir’s.“

Alle sahen ihn an.

„Michel ist verschwunden.“

„Und es gibt keine logische Erklärung“, fügte Michael ruhig hinzu.

„Keine Nachricht, kein Geräusch, kein Streit, kein Plan“, sagte Volli.

„Nichts.“

„Er hätte nie einfach… gegangen“, sagte Akin.

Das Wort hing kurz in der Luft.

Verstummte dann.

„Vielleicht…“, begann Alex.

„Vielleicht war es nicht seine Idee.“

Patrick stand auf.

Langsam.

Ging zum Flur, öffnete die Tür zum Keller.

„Da unten ist noch nichts überprüft worden.“

„Keller?“, fragte Erik.

„Hat jemand gesagt, wir spielen jetzt Cluedo?“

Patrick lächelte nicht.

„Ich geh trotzdem.“

Die Treppe war schmal, aus grobem Holz, das bei jedem Schritt zu flüstern schien.

Der Lichtschalter funktionierte.

Gerade so.

Eine einzelne Glühbirne warf trübes Licht in einen Raum aus Stein, Staub und Spinnweben.

An der Wand: Regale mit alten Gläsern, leere Einmachbehälter.

In der Ecke: ein Werkzeugkasten.

Und daneben – ein Schuhabdruck.

Frisch.

Ohne Matsch.

Nur Staub verschoben.

Patrick ging näher.

Drehte sich um.

Dann sah er es.

Ein Umschlag.

Halb unter einer losen Dielenplanke.

Vergilbt. Ohne Absender.

Nur ein Satz vorne drauf:

„Für die, die vergessen haben.“

Patrick kam mit dem Umschlag zurück in die Küche.

Legte ihn auf den Tisch.

Niemand berührte ihn.

„Ich hab’s im Keller gefunden. Neben einem Abdruck. Frisch.“

„Was steht drauf?“, fragte Erik.

„‚Für die, die vergessen haben‘“, sagte Patrick.

Langsam.

Wie ein Code. Oder ein Vorwurf.

Marius nahm den Umschlag. Öffnete ihn.

Ein einziges Blatt darin.

Keine Handschrift. Nur Druckbuchstaben.

Und ein einziger Satz:

„Ihr habt den Schlüssel verloren, aber der Raum ist noch da.“

Niemand sagte etwas.

Einige lasen es zweimal.

Andere dreimal.

Michael lehnte sich zurück.

„Das ist kein Scherz.“

„Was soll das heißen?“, fragte Volli.

„Ich weiß es nicht“, sagte Akin.

„Aber es klingt nicht nach Zufall.“

Alex stand auf, ging zum Fenster.

Der Nebel war noch dichter geworden.

Und näher.

Er berührte fast das Glas.

„Vielleicht…“, sagte er, „ist das jemand, den einer von uns kennt.“

„Oder kannte“, murmelte Patrick.

Sie sahen ihn an.

„Ich hab als Aufseher gearbeitet, ihr wisst das“, sagte er.

„Ich habe viele Menschen getroffen, die gelernt haben, wie man verschwindet.

Und noch mehr, die gelernt haben, wie man zurückkommt.“

Stille.

Keine Antwort.

Nur Blicke.

Und das Knistern von Etwas, das noch keinen Namen hatte.

Ich saß auf dem Sims.

Golden.

Still.

Aber nicht unbeteiligt.

Ich kannte den Satz.

Ich hatte ihn früher schon gehört.

Damals, als noch mehr Stühle am Tisch standen.

Und ich wusste:

Der Raum, von dem die Rede war, würde sich wieder öffnen.

Mit oder ohne Schlüssel.

Ende Kapitel 1

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