Epilog Kroko • Einführung

Epilog Kroko • Einführung

Dies ist ein Krimi.

Eine Geschichte in acht Akten.

Die Handlung? Fiktion.

Die Orte? Gibt’s. Aber nicht so.

Die Charaktere? Fast frei erfunden.

Die Namen? Teilweise echt.

Die Wahrheit? Schwimmt irgendwo zwischen den Zeilen.

Was du gleich lesen wirst, basiert auf Erinnerungen, Fantasien, Nebelschwaden und einer goldenen Prise Wahnsinn.

Ich bin Kroko. Ich beobachte. Ich erzähle. Ich schweige nie.

Und wenn du denkst, du wüsstest, wie die Geschichte endet –

dann hast du sie noch nicht verstanden.

Du glaubst, ein Moor sei einfach nur eine matschige Landschaft mit ein paar Nebelschwaden und einer melancholischen Grundstimmung? 

Falsch gedacht.

Ein Moor ist lebendig.

Es hört. Es sieht. Es spürt.

Acht Männer, ein Versprechen, eine Freundschaft, die dicker ist als das Blut, das hier im Boden langsam versickert – ach, keine Sorge. Noch kein echtes Blut. Nur Geschichte. Und ein bisschen gespannte Luft.

Jeden September kommen sie.

Jedes Mal ein anderer Ort.

Dieses Jahr: mein Zuhause.

Ein altes Haus am Rand des Torfsees.

Das Moor flüstert hier nachts.

Sie nennen es „ein Trip“.

Ich nenne es… Rückkehr.

Heimkehr zu etwas, das sie vergessen wollten.

Ich bin aus Gold.

Aus der Art, die glänzt, wenn das Licht schräg fällt. Ein Mitbringsel. Ein Symbol. Ein Denkmal in Reptilienform.

Ich sitze meist still. Auf einem Fenstersims, auf einem Regalbrett, in einer Tasche – und höre zu.

Ich heiße Kroko.

Und ich erinnere mich an alles.

An 2015.

An fünf junge Männer mit zu viel Neugier und zu wenig Schlaf.

An Australien.

An das erste Mal, als ihre Augen mich trafen – nicht mich, wie ich jetzt bin, sondern eine wie mich.

Auf einer Farm bei Brisbane.

Koorana.

Coowonga.

Sie wollten nur kurz bleiben. Blieben zwei Tage. Und verloren etwas, das sie nie vermisst hatten: die Illusion, dass Freundschaft keine Tiefe braucht.

Seitdem bin ich ihr Talisman.

Nicht sprechend, nicht atmend – aber mehr als Deko.

Ich bin das Echo dessen, was sie mal geschworen haben: füreinander da zu sein. Immer.

Und weil ich aus Gold bin, habe ich Zeit.

Ich habe Geduld.

Ich vergesse nichts.

Auch nicht das, was sie gerne vergessen würden.

Sie haben sich verändert, natürlich.

Einige tragen inzwischen Verantwortung, andere tragen sie besser.

Manche rennen dem Leben hinterher, andere lassen es kommen.

Aber sie alle tragen etwas in sich, das sie verbindet.

Etwas, das kein Lebenslauf und keine Steuererklärung erfassen kann.

Und jedes Jahr, wenn sie sich wiedersehen, tun sie so, als wäre alles wie früher.

Als hätten sie noch Zeit.

Als wäre Freundschaft ein Konto, das niemals überzogen wird.

Aber ich sehe es. Ich spüre es.

Etwas ist anders.

Dieses Jahr.

Dieser Ort.

Etwas hat gewartet. Und es ist nicht ich.

Sie denken, ich sei nur ein Glücksbringer.

Dabei bin ich eine Zeugin.

Eine Hüterin.

Eine Frage, die sie nie zu stellen wagten.

Und diesmal, das weiß ich, werden sie nicht alle Antworten mögen.

Ich kenne sie alle.

Marius – El Presidente, der spricht, bevor er denkt, aber meist recht hat.

Volli – El Vicepresidente, sein Herz aus offener Loyalität, immer in Bewegung.

Michel – Patron de Moneta, der mehr sieht, als er sagt.

Michael – El Omnisciente, wandelndes Lexikon mit eingebauter Ironie.

Erik – El Loco, das Chamäleon mit digitalen Visionen und einem konfettisprühendem Herz.

Alex – El Inventor, kluger Querdenker, der selbst in Sprichwörtern die Schwerkraft bricht.

Akin – Jesus, Brückenbauer, Seelenleser, Friedensstifter mit Schalk im Blick.

Patrick – El Experimentado, ihr Gewissen. Ihr Fels. Ihr innerer Kompass.

Acht Männer.

Eine Geschichte.

Und ich bin ihr stummer Erzähler.

Denn manchmal braucht es ein Krokodil, um zu begreifen, was im Menschen steckt.

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